„Hashima Island“ war mal die am dichtesten bevölkerte Insel der Welt. Heute ist die japanische Insel aus Beton komplett verlassen und ist bei Lost-Places-Fans ein beliebtes Ausflugsziel.
Die zur japanischen Stadt Nagasaki gehörende Insel Hashima erinnert heute an Geisterorte wie Tschernobyl: Der Ort ist komplett verlassen – Bewohner gibt es hier keine. Die Gebäude verfallen seit Jahrzehnten, viele Gegenstände wie Kühlschränke liegen auf dem Boden. Aber was hat es mit der Insel eigentlich auf sich?
Die Insel ist nur rund 420 Meter lang und 160 Meter breit. Sie liegt im Ostchinesischen Meer und befindet sich drei Kilometer südwestlich von Takashima – sie ist Teil der Region Nagasaki. Der Spitzname der Insel lautet Gunkanjima und bedeutet so viel wie „Kriegsschiff-Insel“. Das Eiland ist komplett von einer massiven Schutzmauer umgeben – diese ist um die acht bis zehn Meter hoch. Sie trug einst zahlreiche Aufbauten aus Stahl und Beton.
Die tragische Vergangenheit der Insel
Von der Insel aus wurde von 1887 bis 1974 unterseeischer Kohleabbau betrieben. Die Blütezeit des Bergbaus auf der Insel begann um 1916 unter der Leitung des Mitsubishi-Konzerns. Zeitweise lebten bis zu 5259 Arbeiter und Familienangehörige auf Hashima. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Belegschaft gegen chinesische und koreanische Zwangsarbeiter ausgetauscht.
Die Zwangsarbeiter sollten die Kohleproduktion ankurbeln. „Es war eine entsetzliche, aufreibende Arbeit. Gase bildeten sich in den Tunneln, die Decken und Mauern aus Stein drohten jede Minute einzubrechen. Ich war überzeugt, dass ich diese Insel niemals lebendig verlassen würde“, sagte ein Koreaner im Spiegel.
Die Arbeits- und Lebensbedingungen galten extrem unmenschlich – mehr als 1.300 Arbeiter kamen hier laut Medienberichten zu Tode. 1959 wurde mit 83.476 Einwohnern pro km² eine der höchsten jemals aufgezeichneten Bevölkerungsdichten der Welt festgestellt. Für jeden Arbeiter standen 9,9 Quadratmeter zur Verfügung – für Familien doppelt so viel.
Bis auf einem Friedhof gab es auf der Insel übrigens alles – Grundschule, Spielplatz, Kino, Krankenhaus, Friseur, Bars und Restaurants. Sogar ein Buddha-Tempel und ein Bordell waren vorhanden. Obwohl jedem Arbeiter nur wenige Quadratmeter zustanden, war der Lebensstandard in Hashima höher als auf dem Festland – damit konnte man viele Arbeiter auf das Island locken. Doch wer hier herkam, lebte gefährlich.
Doutoku Sakamoto, der auf Hashima geboren wurde, sagte der Zeitschrift Mare damals in einem Interview: „Anfang der 60er-Jahre hatten wir hier schon einen Kühlschrank, eine Waschmaschine und einen Fernseher. Es war ein gutes Leben auf der Insel. Sie ist ein Teil von mir.“ Die Blütezeit war jedoch nicht lange – im Jahr 1974 kam das Ende von Hashima und damit war die Braunkohle-Ära besiegelt.
Innerhalb von wenigen Monaten wurde die Insel von allen Bewohnern verlassen und zum Sperrgebiet erklärt. Und das blieb sie auch jahrzehntelang – bis sie im Jahr 2009 erstmals für Besucher geöffnet wurde und heute vor allem bei Lost-Places-Anhängern total beliebt ist. Denn hier stehen zahlreiche Ruinen. Und da diese auch einsturzgefährdet sind, ist ein Rundgang auf eigene Faust nicht möglich. Seit 2015 gehört das Island übrigens zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Um Hashima ging es auch im „James Bond“-Film „Skyfall“
Hashima diente als Inspiration für James Bond. In „Skyfall“ hat Bösewicht Raoul Silva (Javier Bardem) sein Hauptquartier auf einer Insel – diese wurde von Menschen in Panik verlassen. Dort kommt es zum ersten Zusammentreffen zwischen ihm und James Bond (Daniel Craig). Zwar wurde die Kulisse im Studio nachgestellt, da die Gebäude einsturzgefährdet sind – jedoch spielte der Ort in dem Bond-Film eine Rolle. Durch den Streifen erlangte Hashima Island weltweite Bekanntheit.