Zu Weihnachten werden die strengen Kontaktbeschränkungen minimal gelockert. Doch genau das könnte katastrophale Folgen haben, wie nun Forscher der TU Berlin in mehreren Modellen berechnet haben.
Der Lockdown light hatte nicht die gewünschten Folgen gebracht: Die Infektionszahlen gingen trotzdem immer weiter in die Höhe. „Die Mobilitätseinschränkung war gerade einmal halb so stark wie im Frühjahr, zusätzlich sind die Schulen weitgehend offen geblieben“, sagt Prof. Dr. Kai Nagel, Mobilitätsforscher an der TU Berlin. Anhand der Infektionsgeschehen in Berlin hat er auf der Basis von anonymisierten Mobilfunkdaten drei Modelle für die Weihnachtsfeiertage erstellt.
„Selbst wenn die Bevölkerung weitgehend auf private Treffen an den Feiertagen verzichtet, wird es mindestens bis zum Frühjahr dauern, bis die Kontaktnachverfolgung wieder in vollem Umfang greift. Sollten die Feiertagsregeln aber so ausgereizt werden, dass sich über mehrere Tage immer wieder fünf Personen aus zwei Haushalten treffen, werden die Infektionszahlen deutlich steigen und nicht sinken“, heißt es weiter in dem Statement.
Diese Prognose können die Wissenschaftler*innen anhand ihrer Modelle belegen. Sie haben ein agenten-basiertes synthetisches Modell entwickelt, das für jeden einzelnen Wochentag für alle Personen über eine Simulation verfügt, wann, wo und wie sich Personen bewegen, wo sie sich aufhalten und welche Aktivitäten sie dort ausführen. Verschiedene Parameter des Modells simulieren die zur Verfügung stehenden Maßnahmen und können über den Verlauf der Zeit variiert und der Realität angepasst werden.
Das sind die verschiedenen Modelle
Modell 1 simuliert das Geschehen, wenn die Dezember-Dynamik weitergeführt wird, wobei die weitverbreiteten Ferien sowie die Schulschließungen durch die Ferien berücksichtigt werden.
Modell 2 zeigt das Infektionsgeschehen, wenn sich die Menschen an die jetzt neu beschlossenen, verschärften Regeln halten und lediglich die Lockerungen an den Weihnachtsfeiertagen nutzen.
Modell 3 berücksichtigt ebenfalls den erneuten Lockdown, geht aber davon aus, dass die Menschen zusätzlich zu den Weihnachtstagen auch an Silvester vermehrt Kontakt haben.
Diese Folgen könnten die Lockerungen haben
Doch das bedeutet das nun? Wenn Modell 2 eintritt, werden die Zahlen zunächst leicht steigen – bis diese wieder sinken, könnte es dauern. Dramatisch wird es aber vor allem, wenn die Menschen sich zu den Feiertagen mit bis zu 5 Personen treffen und die Regeln voll ausnutzen. „Krankenhäuser werden ihre Kapazitätsgrenzen erreichen und der Lockdown muss dann vermutlich bis in den April fortgeschrieben werden, um die Infektionszahlen wieder auf ein Maß herunterzufahren, bei dem die Gesundheitsämter die Nachverfolgung bewerkstelligen können“, so Prof. Nagel. Der harte Lockdown könnte sich dann noch mehrere Monate hinziehen. Anders sieht es dagegen aus, wenn die Menschen auf Treffen zu Weihnachten und Silvester verzichten – die Infektionszahlen könnten dann im Januar und Februar zurückgehen. Schon gelesen? Corona: Das ist bisher über die Mutation bekannt!