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Edeka schaltet Anti-AfD-Anzeige und wirbt für Vielfalt – dabei hat das Unternehmen eine bittere NSDAP-Vergangenheit

iStock / Wirestock

Am Sonntag stehen Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen an. Edeka hat sich in einer Werbeanzeige gegen die AfD positioniert. „Blau ist keine gute Wahl“, heißt es darin und wirbt für mehr Vielfalt. Dabei hat das Unternehmen eine bittere NSDAP-Vergangenheit.

Wenige Tage vor den Wahlen in Sachsen und Thüringen mischt sich auch der Handel ein und ergreift Position. Edeka hat in den Tageszeitungen Die Zeit sowie der FAZ eine Werbeanzeige geschaltet. „Warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht“, heißt es dort und ist als indirekte Anspielung auf die AfD zu verstehen.

In der Anzeige sind zahlreiche Obst- und Gemüsesorten wie Gurken, Brokkoli, Bananen, Kirschen und Erdbeeren abgebildet. „In der Obst- und Gemüseabteilung herrscht die bunte Vielfalt“, steht im Text. Und weiter: „In Deutschland sind die Blauen schon heute die größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft.“

Die AfD reagierte auf die Werbekampagne des Unternehmens. Beim Kurznachrichtendienst X bedankte sich der stellvertretende Sprecher des Landesvorstands Thüringen, Torben Braga, für die „fleißige Unterstützung“. „Ihre Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten wählen uns auch“, schrieb er an Edeka gerichtet.

„Für den Edeka-Verbund sind Vielfalt, Toleranz und das Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft elementare Werte“

Edeka hat sich auch zu den Gründen der Werbekampagne geäußert. „Für den Edeka-Verbund sind Vielfalt, Toleranz und das Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft elementare Werte, zu denen wir uns bekennen und die in unserem Selbstverständnis verankert sind“, teilte die Supermarktkette gegenüber dem WDR mit.

Edeka hat eine NSDAP-Vergangenheit und handelte nach dem „sogenannten Führerprinzip“

Steht Edeka wirklich schon immer für Vielfalt und Toleranz? Was viele nicht wissen: Das Unternehmen hat eine NSDAP-Vergangenheit. Der amtierende Generaldirektor Fritz Borrmann von Edeka trat im Jahr 1933 in die NSDAP ein. Das Unternehmen handelte fortan nach dem sogenannten Führerprinzip. Die Edeka-Gruppe forderte ihre Mitglieder auf, den NS-„Kampfbünden für den gewerblichen Mittelstand“ beizutreten. Am 18. April 1933 erklärte sie freiwillig ihre Gleichschaltung mit der Folge, dass ein erster und ein zweiter Präsident, jeweils mit NSDAP-Parteibuch, den Generaldirektor kontrollierten.

„Weil die Nationalsozialisten den Einzelhandel unterstützen und mit der Machtergreifung für die oft von Juden geführten Warenhäuser sowie die der Arbeiterbewegung nahestehenden Konsumvereine schwere Zeiten anbrechen, hat das NS-Regime unter den EDEKAnern zahlreiche Anhänger“, schreibt Edeka auf seiner Website.

Und weiter heißt es: „1936 werden die EDEKA-Kaufleute auf dem Verbandstag in Leipzig aufgerufen: ‚Benutzt den Ladentisch als Kanzel für die Aufklärungsarbeit und helfet dem Führer, das Vaterland vom Auslande unabhängig zu machen.‘ Die Verbandszeitschrift wird zum Sprachrohr der NS-Propaganda.“ Die „handelsrundschau“ hat empfohlen, in die Schaufenster ihrer Geschäfte Plakate mit der Aufschrift „Deutscher Boden! Deutscher Handel! Deutsche Kraft!“ zu hängen.

Edeka Bremen sieht es in ihrem Geschäftsbericht als „ihre Pflicht (…), die neue Regierung in jeder Weise zu unterstützen“. EDEKA Neuruppin appelliert an ihre Mitglieder, „die Lehre Adolf Hitlers ­immer wieder aufs Neue den Lauen und Wankelmütigen ­unter ihren Kunden zu verkünden.“ EDEKA Potsdam nahm unterdessen an NS-Veranstaltungen teil. EDEKA Minden-­Hannover unterstützen die NS-Regierung und EDEKA Goslar schmückt ihre Wagen für einen Umzug mit Hakenkreuzfahnen.

Werbeanzeige kommt nicht überall gut an: „Bin Lebensmittelhändler, kein Politiker“

Edeka mag mit der Anzeige ein Zeichen setzen wollen. Aufgrund der eigenen NSDAP-Vergangenheit wirkt diese Aktion jedoch eher skurril. Die Werbeanzeige gegen die AfD ist aus kreativer Hinsicht eine Meisterleistung, denn es wird nicht einmal explizit der Name der Partei erwähnt. Kommunikativ ist diese jedoch eine einzige Katastrophe. Vor allem einige Marktbetreiber können sich offenbar nicht mit der Kampagne identifizieren. „Bin Lebensmittelhändler, kein Politiker“, rebelliert ein Marktbetreiber laut Welt gegen die Edeka-Kampagne. „Mir ist es egal, was jemand wählt, ob es AfD ist, Grüne oder CDU. Ich will, dass die Kunden glücklich sind. Politik hat da nichts verloren“, sagt Filialleiter Thomas Eisner im Gespräch mit der Wirtschaftswoche.

Quellen: Eigene Recherche, Website von EDEKA, X, Welt, Wirtschaftswoche, Wikipedia

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