Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann der zweite Weltkrieg. Auf den Tag genau feiert 85 Jahre später die in Teilen gesichert rechtsextreme Partei AfD große Wahlerfolge in Sachsen und Thüringen. Zuvor schaltete Edeka eine Anti-AfD-Anzeige – dabei hat das Unternehmen eine NSDAP-Vergangenheit. Wir haben bei dem Supermarktriesen nachgefragt.

Vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hat sich die Edeka klar gegen die AfD positioniert. Einige örtliche Filialleiter distanzierten sich von dem Edeka-Aufruf. „Warum sich die Edeka zu politischen Themen äußert, können wir weder nachvollziehen, noch unterstützen und distanzieren uns hiermit klar davon. Mit solchen Maßnahmen werden unsere Existenz und Arbeitsplätze gefährdet. Wir sind Lebensmittelhändler, keine Politiker und wir sind auf jeden Kunden angewiesen. Dafür kämpfen wir tagtäglich“, schreibt beispielsweise „Nah und Gut“ aus dem sächsischen Bockau.

In der Anti-AfD-Anzeige wirbt Edeka unter anderem für Vielfalt. Was einige jedoch nicht wissen: Der Supermarktriese hat eine NSDAP-Vergangenheit. Edeka-Generaldirektor Fritz Borrmann trat 1933 in die NSDAP ein. Das Unternehmen handelte fortan nach dem sogenannten Führerprinzip. Aufgrund der Historie des Unternehmens wirbt eine Anti-AfD-Anzeige auf den ersten Moment skurril.

„Dies ist eine historische Tatsache, die wir bedauern“

Nun hat sich Edeka dazu geäußert, wie man zu der eigenen Vergangenheit heute stehe. „Der EDEKA-Verbund hat sich mehrfach mit seiner Geschichte auseinandergesetzt, dazu zählt auch die Zeit des Nationalsozialismus. Vor einigen Jahren haben wir die gesamte Geschichte der EDEKA-Zentrale von einem Historiker-Team wissenschaftlich aufarbeiten lassen. Eine wichtige Erkenntnis daraus ist: EDEKA war schon damals kein Konzern, der zentral gelenkt wurde, sondern ein freiwilliger Verbund von rund 520 EDEKA-Genossenschaften mit zusammen mehr als 45.000 Mitgliedern, also einzelnen Kaufleuten. Somit war EDEKA auch ein Spiegel der damaligen Gesellschaft. Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es im EDEKA-Verbund bedauerlicherweise nicht nur Gegner der Nazi-Gesinnung, sondern auch Mitläufer und aktive Unterstützer. Dies ist eine historische Tatsache, die wir bedauern. Wir leiten daraus aber auch die moralische Verpflichtung ab, einen aktiven Beitrag dafür zu leisten, dass sich Geschichte nicht wiederholt“, erklärt Unternehmenssprecherin Miriam Heimberg auf KUKKSI-Nachfrage.

„Wir bekennen uns ganz klar zu demokratischen Werten und lehnen jede Form von Diskriminierung und Rassismus ab“

„Der EDEKA Verbund hat sich bereits vor Jahrzehnten deutlich gewandelt. Wir bekennen uns ganz klar zu demokratischen Werten und lehnen jede Form von Diskriminierung und Rassismus ab. Das tun wir nicht nur in öffentlichen Statements und Kampagnen, sondern das ist vor allem auch die gelebte Praxis im täglichen Geschäft“, heißt es in dem Statement.

Und weiter: „Die unternehmerische Freiheit unserer EDEKA-Kaufleute setzt ein klares Bekenntnis zu verantwortungsvollem Handeln voraus – dazu zählt auch das Engagement für ein demokratisches Miteinander vor Ort. Ein zentraler Unternehmenswert ist für uns die Vielfalt – nicht nur im Sortiment, sondern gerade auch bei unseren Mitarbeitenden ebenso wie in der Gesellschaft, in der wir leben und für die wir unsere Leistungen erbringen. Diese Vielfalt gilt es zu fördern und auch für die nachfolgenden Generationen zu bewahren.“