Die Nachfrage auf Karten für Stadien bei der EM ist riesig. Zahlreiche Politiker haben sich bei den Spielen blicken lassen. Aber wer bezahlt eigentlich die Tickets von Annalena Baerbock, Karl Lauterbach, Olaf Scholz und anderen Politikern?
Es war nicht einfach, an Tickets für die Heim-EM zu kommen – entweder waren diese schon weg, der Balken bewegte sich bei der vermeintlichen Warteposition im Schneckentempo und dann schmierten die Server ab – der Traum im Stadion bei der Heim-EM dabei zu sein, ist damit geplatzt.
Bei Politikern ist das ein anderes Szenario. Ein kurzer Blick in die Vergangenheit: Als Deutschland im Jahr 2014 Weltmeister wurde, riss Angela Merkel ihre Arme vor Freude nach oben und jubelte – an diese Szenen kann sich wohl jeder erinnern. Selten hat man Deutschlands Politikführung so in Ekstase gesehen.
Und auch bei der Heim-EM wollen sich zahlreiche Politiker die Spiele nicht entgehen lassen und sind in den Stadien dabei – auch, wenn Annalena Baerbock bereits für viel Gesprächsstoff gesorgt hat. Denn die Außenministerin reiste für eine Kurzstrecke von nur 180 Kilometer mit dem Flugzeug an und umging dabei sogar das Nachtflugverbot. Denn laut der Bild-Zeitung hob die Maschine aus Frankfurt nach dem Spiel Deutschland gegen die Schweiz um 23:54 Uhr ab – eigentlich gelten ab 23 Uhr dort Nachtflugbeschränkungen.
Politiker erhalten soegannte Ehrentickets
Politiker können demnach nicht nur Regeln wie das Nachtflugverbot umgehen, sondern haben es auch sehr einfach bei Tickets im Vergleich zu Fans. Die UEFA versorgt die Bundesregierung dafür mit sogenannten Ehrenkarten. Es handelt sich dabei um spezielle VIP-Tickets, welche kostenlos sind. UEFA-Boss Aleksander Čeferin hat die Sondertickets für Personen „mit besonderer politischer oder repräsentativer Bedeutung“ reserviert.
Es sei „üblich und normal“, dass Vertreter aus der Politik des Gastgeberlandes solche Tickets geschenkt bekommen, wie ein Regierungssprecher im Business Insider mitteilte. In Deutschland werden die geschenkten EM-Karten unter Bundesregierung und Mitgliedern des Bundestags aufgeteilt. Laut noz.de wurden der Bundesregierung beim Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien insgesamt 30 Tickets zur Verfügung gestellt. Wäre Deutschland ins Finale eingezogen, hätte es dann sogar 50 Ehrentickets gegeben.
Die Ehrentickets sind nicht im freien Verkauf erhältlich und daher kann man schwer ermitteln, wie viel diese kosten würden. Würden die Regierungsvertreter in einem der Hospitality-Bereiche unterkommen, welche Premium-Sitzplätze, Catering und weitere Services umfassen, lagen die Preise laut UEFA-Partner „Hospitality Experience“ für das EM-Viertelfinale bei 25.000 Euro für zehn Personen pro Bereich (= 2500 Euro pro Person) bis 75.000 Euro für 15 Personen (= 5000 Euro pro Person).
Steuerzahler zahlen nicht für die Tickets, aber die Anreise
Da Deutschland die Fußball-Europameisterschaft ausrichtet, sind auch Politiker bei internationalen Partien dabei. Damit will die Bundesregierung die „Wertschätzung für den Fußball und die Sportler“ zeigen. „Über die Teilnahme entscheiden die Bundesministerinnen und -minister beziehungsweise Vertreterinnen und Vertreter der Ressorts in eigener Verantwortung“, teilte der Regierungssprecher mit. Die Steuerzahler zahlen also nicht die Tickets – aber die Anreise. Und diese kann durchaus auch schon teuer werden – zumindest, wenn man das Flugzeug für Kurzstrecken benutzt und nicht die klimafreundliche Bahn.