Jahrelang wurde Familie Ritter im Fernsehen begleitet. Nun erzählt ein Enkel von Karin Ritter vom Leben in der Familie und verrät, wie seine Nazi-Oma wirklich war.
Im Jahr 1994 überfallen vier Brüder eine Nachbarsfamilie. Der Tatort ist ein Obdachlosenheim in Köthen in Sachsen-Anhalt. Die Presse berichtet, auch ein Kamerateam von „Stern TV“ ist vor Ort. Es ist der Beginn einer einzigartigen und teils skurrilen Langzeitdokumentation. Familie Ritter erlangte mit rechtsextremen Ausrastern zweifelhafte Berühmtheit – und seitdem wurden sie immer wieder von „Stern TV“ begleitet.
Im Mittelpunkt: Karin Ritter und ihre Söhne René, Norman, Andy und Christopher. Die Familie wächst in einem Umfeld aus Armut, Gewalt, Alkoholismus und Drogenmissbrauch sowie Fremdenfeindlichkeit auf.
Vor 30 Jahren stieß ein Kamerateam von „Stern TV“ auf die Familie – und zieht nun Bilanz. Im Alter von 66 Jahren ist Karin Ritter im Jahr 2021 verstorben. Andy Ritter starb 2023 und wurde nur 39 Jahre alt. Am 15. Januar 2025 starb auch Norman Ritter an den Folgen einer Leberzirrhose mit 40 Jahren. In einer neuen Reportage kommt Enkel David zu Wort und berichtet, wie schlimm die Familie wirklich war.
„Das hat ja alles 1994 angefangen, da war ich noch gar nicht auf der Welt“, erzählt David Ritter in der Reportage von „Stern TV“ bei VOX. Erst später habe er Videos gesehen, wie seine Onkel – also die Söhne von Karin Ritter – wirklich waren. „Man ist von der Schule gekommen – und dann war bei Norman und Christopher das Fenster offen, da hat man schon lautstarke rechte Musik gehört und Hassparolen“, sagt David Ritter.
„Meinen Onkels habe ich gebrochene Rippen zu verdanken“
Von seinem Onkel Norman wurde David durch die Siedlung gejagt. „Meinen Onkels habe ich gebrochene Rippen zu verdanken, zig blaue Flecken, alles. Und so wollte ich einfach nicht zur Schule gehen“, sagt der Enkel von Karin Ritter. Das größte Problem sei Gewalt in der Familie gewesen, hinzu kommt auch noch der Alkoholkonsum. „Deeskalation gibt es in der Familie nicht. Am besten ist, ich renne mit meinem Kopf gegen deinen Kopf oder mit meiner Hand in dein Gesicht“, so David Ritter.
David Ritter gibt bekannte Details über seine Oma Karin preis
Überraschende Worte findet David über seine Oma Karin Ritter. „Aus meiner Sicht hat sie alles gut gemacht. So gut es geht, hat sie mich versucht zu schützen. […] Sie hat dafür gesorgt, dass ich regelmäßig in die Schule gehe, hat sich drum gekümmert, dass ich als kleiner Bengel schon Markenklamotten getragen habe, dass ich ein kindgerechtes Zimmer mit Fernseher, Spielekonsole … für mich war es auf jeden Fall die beste Oma – auch wenn sie manchmal komisch war“, erklärt er in der TV-Doku. Diese Seite bekamen die Zuschauer kaum zu sehen – stattdessen fiel Karin Ritter bei „Stern TV“ immer mit Hassparolen auf.
Und auch David Ritter rutsche kurzzeitig ab – er nahm unter anderem Drogen und saß wegen Körperverletzung im Gefängnis. Jedoch habe er sich von der Familie gelöst und hat heute eine Frau sowie Kinder. Er führe heute ein glückliches Leben – und wolle vor allem verhindern, dass seine Kinder so werden wie er oder seine Familie. Er stellt in der Dokumentation klar: „Ich möchte wieder arbeiten, um den beiden Jungs und der Kleinen ein ordentliches Leben zu bieten und sie nicht die gleiche Schiene wie ich fahren zu lassen: drogenabhängig und kriminell.“
Der zweite Teil der Reportage von „Stern TV“ über Familie Ritter läuft am kommenden Mittwoch um 20.15 Uhr bei VOX.