Wahrscheinlich sind jedem im Urlaub an Straßen oder Stränden schon Steinstürme aufgefallen. Es ist zu einem Trend geworden, dass Touristen an schönen Ecken zahlreiche Steine stapeln – das ist jedoch nicht die klügste Idee. Sogar Experten warnen nun eindringlich davor.
Steintürme gibt es in vielen Kulturen schon seit Jahrhunderten – jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Denn während Steintürme in Tibet für religiöse Zeremonien stehen, markieren sie Begräbnisstätten in der Mongolei. In Schweden gelten diese jedoch als Vorwarnung für Seefahrer vor gefährlichen Fjorden, wie aus einem Bericht von Lonely Planet hervorgeht. In US-Nationalparks werden heute noch Steintürme eingesetzt, um Wanderern die Orientierung zu erleichtern.
Steintürme bauen kann negative Auswirkungen auf die Umwelt haben
In der heutigen Zeit hat das Bauen von Steintürmen einen ganz anderen Sinn. Denn Urlauber bauen diese an besonders schöne Ecken, um davon anschließend ein Schnappschuss zu machen und diesen in den sozialen Netzwerken hochzuladen. Steintürme können vor allem in Nationalparks und geschützten Gebieten negative Auswirkungen haben. „Jedes Mal, wenn ein Haufen aufgeschichtet wird, verscheucht er die einheimische Tierwelt und beeinträchtigt ihren Lebensraum“, heißt es beispielsweise auf dem Tourismus-Portal der niederländischen Karibikinsel Aruba.
Ähnlich heißt es auf der offiziellen Website der Nationalparks Südafrikas (South African National Parks): „Das Versetzen und Stapeln von Steinen kann den natürlichen Lebensraum von Kleinstlebewesen stören. An der felsigen Küste sind diese Organismen, wie Krebse, Weichtiere und Algen, auf die Felsen und andere Strukturen in ihrer Umgebung angewiesen, um Schutz zu finden.“
Zudem sollte auch der kulturelle Aspekt beachtet werden. „Viele Menschen besuchen Felsküsten oder Wildnisgebiete, um deren natürliche Schönheit und Ruhe zu erleben. Der Bau von Felsenstapeln kann die natürliche Schönheit des Gebiets verändern und als eine Form von Vandalismus oder Schändung eines Kultur- oder Naturerbes angesehen werden“, schreibt der Nationalpark Südafrika weiter.
In Wildnisgebieten können solche „Kunstwerke“ negative Auswirkungen auf Insekten und Moose haben, wie Travelbook berichtet. Das Bewegen von Steinen können zudem zur Bodenerosion beitragen. Denn Steine schützen die Erde unter ihnen – diese könnte nun weggespült werden.
Auch auf Mallorca sind die Steintürme ein Problem
Informationsschilder zu den Steintürmen gibt es auch auf den Balearen. Denn auch dort ist es ein Trend geworden, solche „Kunstwerke“ zu errichten. „Betrachten, flanieren, genießen – aber die Küste so lassen, wie sie ist“, schrieb das balearische Umweltministerium vor einiger Zeit auf der Plattform X. Die Umweltaktivisten der Vereinigung „Terraferida“ (Verletzte Erde) hatten zudem in der Mallorca Zeitung gewarnt: „Jetzt, wo wir es endlich geschafft haben, die aggressive Bebauung der Küste einzuschränken, sind es die eigentlich für dieses Thema sensibilisierten Menschen, die die Felsküste mit den Steinhaufen schädigen und so die Landschaft verändern.“
Steintürme bauen ist zu einem Trend bei Instagram geworden
Die meisten Steintürme werden von Urlaubern vor allem an Stränden oder in den Bergen gebaut, um Likes in den sozialen Netzwerken zu generieren. Gibt man bei Instagram den Hashtag #stonetower ein, findet man dort allein um die 40.000 Beiträge.
Ein Steinstapelkünstler hat eine vermeintliche Lösung gefunden – er baut die Steintürme einfach ab. „Ich baue alles wieder ab, wenn ich fertig bin, um den Kreislauf zu schließen“, sagt er zu Lonely Planet. So einfach ist es jedoch nicht, denn sobald man den Stein angehoben hat, kann man in dem Moment schon Lebensräume zerstört haben. Die Türme mögen hübsch aussehen – wer jedoch die Natur schützen will, sollte die Steine an ihrem Ort lassen.