Die Saison auf Mallorca startete so spät wie noch nie und endete genauso schnell wieder: Die Insel wurde hart von der Corona-Pandemie getroffen. Seit mehreren Jahren berichtet KUKKSI-Reporter Oliver Stangl von der Insel. In diesem Jahr können wir nicht wie sonst auf die Tops und Flops der Saison zurückblicken, denn die Insel wurde von der Pandemie geprägt und alles war anders, als sonst.
Normalerweise ist Mallorca in den Sommermonaten extrem gut besucht: Tausende Touristen tummeln sich an den Stränden, gehen shoppen oder feiern im Megapark oder Bierkönig an der Playa de Palma. Und in diesem Jahr? Gähnende Leere, kaum Touristen und nur wenige Lokale oder Bars, die offen hatten. Und wenn, waren diese kaum besucht. Für Urlauber war es aufgrund der Pandemie zu unsicher, nach Mallorca zu reisen. Die Lokale kämpfen um ihre Existenz und die Künstler waren von einem zum anderen Tag arbeitslos.
Ein Rückblick
März 2020: Die Ausgangssperre kommt
Im März hat die Corona-Pandemie praktisch ganz Europa lahmgelegt: Besonders hart war auch Spanien betroffen und es wurde eine Ausgangssperre verhängt. Über mehrere Wochen durften die Einheimischen die Wohnung nur für den Einkauf oder einem Arztbesuch verlassen. Und es musste auch der nächste Supermarkt um die Ecke sein – das wurde auch strikt von der Polizei kontrolliert. Ansonsten war man in der Zeit in den eigenen vier Wänden eingesperrt! Nicht mal ein Spaziergang war während dem Shutdown erlaubt. Und obwohl Mallorca und auch die anderen Balearen-Inseln eigentlich die Pandemie gut im Griff hatten, galten auch hier die strengen Regeln. Auf der Insel zeigte sich eine gähnende Leere: Wo sich sonst zahlreiche Touristen aufhalten, glich Mallorca einer absoluten Geister-Insel.
Juni 2020: Die ersten Touristen kommen auf die Insel
Im Juni war es dann endlich soweit: Die ersten Touristen durften wieder nach Mallorca einreisen. Zunächst durften ab dem 21. Juni 2020 einige Testurlauber auf die Insel, einige Tage später dann auch alle anderen. Obwohl wieder eine Einreise möglich war, hielten sich die Touristen noch zurück – viele waren einfach noch zu unsicher! Und auch auf der Insel machte sich das bemerkbar: Noch immer hatten wenige Hotels auf und auch zahlreiche Lokale waren geschlossen. Doch was von Anfang an klar war: Auch, wenn zu dem Zeitpunkt wieder Urlauber auf die Insel durften, fällt die Party aus. Denn Menschenansammlungen waren nicht erlaubt – deshalb haben Megapark, Bierkönig & Co. das ganze Jahr geschlossen.
Juli 2020: Das erste und einzige Opening der „Saison“
Ein Opening gab es dann doch – und das war das Einzige in der „Saison“, wenn man das überhaupt als solche bezeichnen kann: Krümel öffnete ihren Stadl in Paguera am 01. Juli 2020. Und obwohl die Insel nach wie vor fast leergefegt war, kamen zahlreiche Gäste in das Lokal – und später auch die Polizei! Ein Nachbar hat wohl (mal wieder) die Polizei gerufen. Der Vorwurf: Einige Gäste hielten sich nicht an die Corona-Auflagen! „Die Tischabstände haben gepasst und drin war auch alles okay. Für die Polizisten war vor allem das Problem, dass einige keine Masken getragen haben“, erklärte Daniel Pfaff kurz danach im exklusiven Interview mit KUKKSI.
Juli 2020: Bier- und Schinkenstraße müssen schließen
Zum Vergleich: Normalerweise beginnt die Saison auf Mallorca im April! Durch die Corona-Pandemie kamen die ersten Touristen erst im Juni. Schon zu dem Zeitpunkt kämpften zahlreiche Lokale um ihre Existenz. Doch im Juli gab es endlich einen Hoffnungsschimmer: Es kamen wieder mehr Urlauber auf die Insel und die Lokalbesitzer atmeten auf, vielleicht doch noch über die Runden zu kommen. Doch dann die nächste Schock-Nachricht: Die Regierung hat beschlossen, am 15. Juli die Bier- und Schinkenstraße sofort zu schließen! Grund sind einige Partybilder, welche durch die Presse gingen. Das galt auch für einige Lokale in der Briten-Hochburg Magaluf.
Juli 2020: Daniela Büchner eröffnet ihre Faneteria
Mitte Juli hat dann auch Daniela Büchner ihre Faneteria in Cala Millior eröffnet. „Ich fühle mich sehr gut. Ich bin sehr erstaunt, dass das Interesse bei den Menschen so groß ist. Ich bin sehr gespannt und aufgeregt. Ich habe nicht mit einem solchen Ansturm gerechnet. Aber ich habe mir auch keine Sorgen gemacht, dass es leer bleiben wird. Ich bin sehr stolz darauf, dass es so ist wie es ist“, erzählte sie zu KUKKSI. „Das ist keinen Saison mehr. Das sind jetzt noch ein paar Monate, die wir hoffentlich alle gut hinter uns bringen“, sagt sie uns weiter. Zu dem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass nur wenige Wochen eine Reisewarnung für Mallorca ausgerufen wird.
August 2020: Die Reisewarnung kommt
Zwar war die Bier- und Schinkenstraße dicht, aber nachdem im Juli zumindest mehr Touristen auf die Insel kamen, trauten sich insbesondere Anfang August dann noch mehr Urlauber auf die Insel. Das war aber nur von kurzer Dauer, denn einige Tage später kam der Todesstoß – diesmal nicht von der Balearen-Regierung, sondern aus Deutschland. Denn das Auswärtige Amt erklärte Mallorca zum Risikogebiet und es wurde eine Reisewarnung verhängt. Innerhalb von wenigen Tagen haben die meisten Touristen die Insel dann wieder verlassen – zwei Wochen später waren dann fast gar keine mehr da. Die meisten Lokale haben dann dicht gemacht, die wenigen Hotels, welche geöffnet hatten, haben auch ihre Pforten wieder geschlossen. Die Saison hatte noch nicht mal richtig angefangen, aber war dann Ende August schon wieder vorbei.
Gastronomen und Hoteliers kämpfen um Existenz
Die Lokal- oder Barbesitzer haben dafür keinerlei Verständnis. „Ehrlich gesagt fehlen mir dazu die Worte, dass es eine Reisewarnung mitten in der Saison gibt. In dem Fall kann nicht mal Spanien was dafür, weil das von Deutschland kommt. Der spanische Staat hat uns eh schon kaputt gemacht – aber warum macht das Deutschland jetzt auch? Jens Spahn scheint nicht zu verstehen, um was es hier geht“, sagt Nadescha Leitze vom Café Pause im exklusiven Interview mit KUKKSI. Und auch Daniela Büchner kann die Reisewarnung nicht ganz nachvollziehen. „Ich finde schon, dass die Reisewarnung etwas unfair ist, wenn man sieht, was in Deutschland los ist. Auf den Balearen ist man sicher und es wird auf alles geachtet. In Spanien darf man viele Dinge nicht machen. In Deutschland gibt es dagegen Demonstrationen mit 20.000 Leuten. Wenn man das vergleicht, finde ich das sehr schwierig“, sagte uns die Faneteria-Besitzerin im August.
Sänger leiden unter der Pandemie
In Palma ging die Veranstaltungsbranche auf die Straße – darunter tummelten sich auch einige Ballermann-Künstler. Die protestierten dafür, dass die Clubs wieder aufmachen – natürlich unter der strengen Einhaltung der Hygienemaßnahmen. „Es ist sehr wichtig, dass wir eine Kontrolle reinbekommen. Wir fühlen uns an der Playa de Palma und in Magaluf sehr diskriminiert, weil wir keine Möglichkeit haben, Clubs öffnen zu können. Wir wünschen uns eine Gleichberechtigung für die ganze Insel. Abgesehen davon kann man in Madrid schon unter viel besseren Bedingungen und Sicherheitskonzepten feiern und kontrollierte Partys machen, als auf den Balearen, obwohl man hier deutlich besser weggekommen ist“, erzählte Isi Glück im Juli 2020 zu KUKKSI.
Und auch Mickie Krause sieht das ähnlich – es gehe dabei aber nicht nur um die Künstler, sondern auch um die tausenden Angestellten. „Das Nachtleben auf Mallorca spielt eine große Rolle. Denn es gibt unter anderem im Megapark oder Bierkönig viele Angestellte, welche von April bis Oktober arbeiten, um in den Wintermonaten dann von dem Geld zu leben. Diesen Menschen wurde die Existenzgrundlage entzogen. Dafür sollte man auf die Straße gehen. Denn wenn diese Menschen keine Kohle haben, mag ich nicht dran denken, wie der Winter auf Mallorca wird“, sagt uns der Ballermann-Star.
Corona-Regeln standen in Kritik
Mallorca hat die Corona-Pandemie eigentlich, wenn man sich die Zahlen bis zum August 2020 anschaut, ganz gut überstanden. Im Laufe der Saison hat die Balearen-Regierung immer mehr Corona-Regeln eingeführt, welche in Kritik standen. Beispielsweise wurden Strohhalme verboten, der Strand durfte ab 21 Uhr nicht mehr betreten werden und es galt in der Öffentlichkeit ein absolutes Rauchverbot. Und auch die Maske musste überall getragen werden – selbst dann, wenn man auf der leergefegten Insel allein unterwegs war. Nur am Strand oder an der Strandpromenade durfte diese abgenommen werden.
Wie geht es 2021 auf Mallorca weiter?
Es ist unklar, ob es 2021 eine normale Saison auf Mallorca geben wird. Dass der Bierkönig oder Megapark wie in den vergangenen Jahren voll sein werden, kann man sich kaum vorstellen. Doch Fakt ist: Im Sommer verdienen die Gastronomen ihr Geld, um den Winter finanziell zu überstehen. Doch im Sommer konnten die meisten aufgrund der Pandemie und fehlender Touristen nichts verdienen – die härteste Zeit steht den meisten auf der Insel noch bevor. Und einige Lokale oder Bars haben nicht nur für diese Saison dicht gemacht, sondern wohl für immer – viele werden diese Krise wohl überstehen. Auch deshalb nicht, weil es von der Regierung kaum Unterstützung gibt. Das Jahr 2020 hat die Insel durch die Pandemie sehr verändert – und das für immer. Auch 2021 wird KUKKSI wieder von der Insel berichten – doch dann werden wir ein anderes Mallorca sehen, als wir es bisher kannten…