An diesem Freitag beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Das Turnier ist für die Behörden eine große Herausforderung. Denn Bedrohungen kommen aus verschiedenen Richtungen. Wie sicher sind deutsche Stadien und die Fanmeilen?

Die Terrororganisation Islamischer Staat verbreitet Propagandavideos und ruft Anhänger zu Angriffen auf Stadien und Fanmeilen auf. Ein mutmaßlicher IS-Unterstützer soll sich als Sicherheitsmann bei Public Viewing-Events beworben haben und wurde festgenommen. Die Bedrohung kommt diesmal jedoch aus mehreren Richtungen: Nicht nur islamistische Terroristen, sondern auch gewaltbereite Hooligans und Cyber-Angriffe sind eine Gefahr.

„Das Risiko dschihadistischer Anschläge ist so hoch wie seit Langem nicht mehr“

Viele Sicherheitsmaßnahmen wurden bereits getroffen. Bundesinnenministerin Nancy Faser kündigte Grenzkontrollen an, in den Stadien werden Metalldetektoren und Spürhunde eingesetzt. Taschenkontrollen soll es auf Fanmeilen geben – so soll verhindert werden, dass Waffen und Sprengmaterial in die Menschenmenge gelangen. „Das Risiko dschihadistischer Anschläge ist so hoch wie seit Langem nicht mehr“, sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Nancy Faeser: „Wir sind sehr wachsam und gut vorbereitet“

Bundesinnenministerin und Sportministerin Nancy Faeser erklärt laut dem Ministerium des Inneren und für Heimat: „Wir freuen uns sehr auf die Fußball-Europameisterschaft bei uns im Land. Diese EM ist eine große Chance zusammenzurücken – gerade in diesen Zeiten der Bedrohungen durch die russische Aggression von außen und durch Extremismus von innen. Wir wollen zeigen, dass Sport für Respekt und Zusammenhalt steht. Mehr als 16.000 Freiwillige werden das Bild der EM mitprägen. Die Sicherheit der Fußball-Europameisterschaft hat höchste Priorität. Wir wappnen uns mit maximalem Einsatz der Sicherheitsbehörden gegenüber allen denkbaren Gefahren. Unser Fokus reicht von der Bedrohung durch islamistischen Terror, über Hooligans und andere Gewalttäter bis hin zu Cyberangriffen und anderen Gefahren. Die Bundespolizei wird während der EM an allen deutschen Grenzen kontrollieren und die Flughäfen und den Bahnverkehr schützen. Wir sind sehr wachsam und gut vorbereitet.“

Bedrohung durch islamistischen Terror hat zugenommen

Die Bedrohung durch islamistischen Terror hat in Deutschland zuletzt zugenommen – Grund dafür sind internationale Konflikte und wie sich die Bundesregierung dabei positioniert. „Deutschland steht stärker als andere europäische Länder im Fokus von Dschihadisten, weil unser Land neben den USA als einer der wichtigsten Unterstützer Israels gilt“, sagte Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang kürzlich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Behörden sind auf die EM gut vorbereitet

„Angst zu schüren und unser gesellschaftliches Leben zu beeinflussen“ sei das Ziel von terroristischen Gruppierungen, meint Dirk Peglow, Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), laut dem Stern. „Es wird für die Sicherheitsbehörden eben kein fröhliches, sondern ein anstrengendes Fest werden. Das ist eine wahnsinnige Herausforderung“, sagt Herbert Reul (CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen. Für die Fußball-EM wurde das International Police Cooperation Center (IPCC) eingerichtet. „So können Informationen aus dem In- und Ausland der verschiedensten Behörden zusammenlaufen und unter der Leitung des Bundesinneministerium koordiniert werden“, sagt BDK-Chef Dirk Peglow.

Terrorgefahr beim Public Viewing sei besonders hoch

Anschläge auf sogenannte „weiche Ziele“ im öffentlichen Raum wie beim Public Viewing seien einfacher, als in den Stadien. Denn die Absicherung großer Menschenmassen sei hier schwieriger, wie Terrorexperte Johannes Saal im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur erläutert. Die Sicherheitsvorkehrungen sind extrem hoch – dennoch wollten viele Menschen wegen der Terrorgefahr kein Public Viewing besuchen. Laut einer repräsentativen Studie der Universität Hohenheim wollen 20 Prozent wegen Terrorangst nicht zum Public Viewing gehen.

Experte: Es gebe keine hundertprozentige Sicherheit

Auch, wenn die Polizei gut aufgestellt ist – Fans können mit ihrem eigenen Verhalten auch zur Sicherheit beitragen. „Wenn Auffälligkeiten registriert werden, dann ist es sehr wichtig, dass diese auch an die Sicherheitsbehörden schnellstmöglich weitergemeldet werden“, so Dirk Peglow laut dem Stern. Dann gesteht er zudem: „Am Ende des Tages muss man so ehrlich sein und sagen, dass es eine hundertprozentige Sicherheit natürlich nicht gibt.“

Quellen: Bundesministerium des Innern, Universität Hohenheim, Stern, Deutsche Presse-Agentur