Zahlreiche Kleinparteien treten bei der Bundestagswahl 2025 an und besetzen Nischenthemen. Eine Chance auf den Einzug in den Bundestag haben sie kaum – ist eine Stimme deswegen verschenkt?
Bei der Europawahl konnten kleine Parteien vor allem junge Wählerinnen und Wähler überzeugen. Beinahe jeder dritte Wahlberechtigte wählte eine Kleinpartei. Von der Familienpartei, bis hin zu den Piraten, Volt oder Tierschutzpartei – auch bei der Bundestagswahl 2025 stehen zahlreiche Kleinpartei auf dem Stimmzettel.
Kleinparteien können etablierte Parteien unter Druck setzen
Die Kleinparteien machen einige Prozente zusammen aus – jedoch schaffen diese nie den Einzug in den Bundestag. Lohnt es es sich dennoch, eine Kleinpartei zu wählen oder ist das überhaupt sinnvoll? „Kleine Parteien können die großen unter Druck setzen, insbesondere dann, wenn sie im gleichen Wählerteich angeln oder neue Themen in die Debatte bringen“, sagt Stefan Marschall, Politikwissenschaftler an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) Düsseldorf, gegenüber der Rheinischen Post.
„Kleinparteien vertreten häufig spezifische oder extreme politische Anliegen“
In der Vergangenheit hätten beispielsweise die Klimalisten die Grünen angetrieben. Und es kam auch schon vor, dass Kleinparteien es in die Parlamente geschafft haben – erwähnenswert wäre beispielsweise die Piratenpartei. „Kleinparteien vertreten häufig spezifische oder extreme politische Anliegen, die von den großen Parteien nicht ausreichend thematisiert werden“, erklärt der Experte.
Die Stimme an eine Kleinpartei ist deshalb nicht verschenkt, da sich diese für Nischenthemen einsetzen, welche von etablierten Parteien nicht wahrgenommen werden und so Beachtung finden. Mit den Stimmen an Kleinparteien könnte also ein Signal auf der politischen Bühne ausgesendet werden.
„Bei der kommenden Bundestagswahl treten insgesamt mehr als 30 Kleinparteien an. Diese decken ein breites ideologisches Spektrum von links bis rechts ab und setzen unterschiedliche thematische Schwerpunkte“, so Gregor Zons, ebenfalls Politikwissenschaftler an der HHU mit Schwerpunkt Parteienforschung.
Zwar ist ein Einzug in den Bundestag unrealistisch, dennoch haben Kleinparteien laut dem Experten eine wichtige Bedeutung. Ein weiterer Aspekt: Mit mehr Stimmen erhalten Kleinparteien eine höhere staatliche Parteienfinanzierung – zumindest, wenn sie mindestens 0,5 Prozent der Zweitstimmen erhalten. „So würde sie zumindest finanziell gestärkt und könnte dadurch eventuell langfristig erfolgreicher werden“, so Stefan Marschall.
